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Ist reisen in Mexiko gefährlich?

Ich denke schon, als ich meinen besten Freund dort fragte, ob es eine Gefahr gibt, von der man in seinem Land nicht bedroht sei, fiel ihm kichernd keine ein. In Mexiko kann einem an perfider Gewalt, Raubtieren und Naturkatastrophen so ziemlich alles wieder fahren. 

 

Aber die Mexikaner werden damit groß und spazieren um vieles davon sehr elegant herum, man muss sie nur kopieren. Und von den schlimmsten Dingen sind Touristen am wenigsten betroffen. 

 

Etwas was viele Reisende nicht wissen, häufig sind Innenstädte fern von Küsten und Grenzen europäisch-sicher, aber die Landstrassen dazwischen haben ganz eigene Regeln. Ich hörte von zwei Deutschen, deren Bus von einer Strassenbarrikade gestoppt wurde. Sie griffen ihr Kameraequipment, schützten aus dem Fahrzeug und suchten bei später kommen Autos um Hilfe. Aber von denen wurden sie ausgelacht. 

 

„Steigt ruhig wieder ein, die sehen gefährlicher aus als sie sind.“ 

 

Ängstlich setzen sie sich wieder in den Bus. Bewaffnete Vermummte stiegen ein: „¡Hola!“

 

Die beiden Europäer hatten kein Bargeld dabei, aber boten den Rebellen an, sie könnten ihnen stattdessen Souvenirs aus anderen Städten schenken. Die reagierten sehr gerührt und zum Abschied winkten sie ihnen strahlend durchs Busfenster zu. 

 

Happy Stockholmsyndrom Mexiko. 

 

Als wir mal angehalten wurden, gaben die Revolutionäre uns ihren politischen Flyer als Quittung, damit wir auf der Rückfahrt sie nicht noch mal bezahlen müssen. Und ihre Kinder verkauften an den Autofenstern Popkorn. Als wir sie wieder passierten, erkannten sie uns gleich und winkten und gutgelaunt durch. 

 

Ein Guatemalteke erzählte mir, wie er während einer Geschäftsreise nachts auf einer Dschungelstrasse gestoppt wurde. Die bewaffneten Männer räumten sein gesamtes Auto aus. Er musste seinen Schlüssel überreichen und sich nackt ausziehen.

 

Sie drohten: „Bleib im Auto sitzen, bis wir wieder kommen. Wenn du versuchst zu fliehen, bringen wir dich um!“

 

Nur war er schlau und hatte einen Ersatzschlüssel unter der Fussmatte versteckt. Er wartete bis sie in der Dunkelheit verschwanden und fuhr los. 

 

Sich die Hände vor sein Geschlecht haltend, betrat er das Hotel und ging an die Rezeption: „Auf meinen Namen wurde reserviert, das Problem ist nur, ich kann das Zimmer nicht bezahlen. Ich wurde ausgeraubt. Auch wäre es auch nett, wenn Sie mir Geld leihen, damit ich mir Kleidung und etwas zu essen kaufen kann.“

 

Auf meine Frage ob es in so einer Situation eine gute Idee ist, zur Polizei zur gehen, schauten mich die ca zwanzig Guatemalteken an und brachen in Lachen aus. 

 

„Nein, die Polizei klauen dir dann dein Auto!“

 

2019 passierte zwischen den Bundesstaaten Sonora und Chihuahua, eine ganz andere Geschichte. Ein Autokonvoi der religiösen Gemeinschaft LeBarón wurde Nachts beschossen. Ein Fahrzeug geriet in Brand. Flamen und Kugeln töten zwei Babys, vier Kinder und drei Frauen. 

 

Ein 13-jähriger versteckte sechs Geschwister in Büschen und rannte sechs Stunden um seine Verwandten zu informieren. Die Männer bewaffneten sich, aber da sie Schüsse in den Bergen hörten, trauten sich nicht zum Tatort. Die Polizei fand später die traumatisierten Kinder in nahegelegenem Wald. 

 

Um dieses Massaker gibt es viele Gerüchte, die Familie wurde zuvor vom Kartell bedroht und hatte bereits Morde erlebt. Es wurde spekuliert, sie hätt mit ihnen zusammen gearbeitet. Und es gab Theorien, das Kartell „La Linia“ hätte sie mit der befeindeten Gang „Los Salazar“ verwechselt. 

 

Die Familie wußte das die Strasse gefährlich war, befuhr sie aber bereits seit fünfzig Jahren. Sie hatten Verwandte für eine Hochzeitsfeier abgeholt. 

 

Grundsätzlich sind viele Straßen in Mexiko nicht sicher. Daher brechen Mexikaner in der Regel bei Morgengrauen auf, haben nicht selten eine App die ihre Nachstehenden über ihren Standort informiert, kommen vor Dunkelheit an und geben Entwarnung. Das erhöht die Chance bei Entführungen gefunden zu werden. Tagsüber sind die wichtigen Verbindungen belebt und es herrscht eine gewisse Form der sozialen Kontrolle. Das Bauern Wegezölle nehmen, ist vor allem im, für die Rebellen Zapatistas bekannten Bundesstaat Chiapas, mehr oder weniger akzeptiert. 

 

Wer entengesetzt mexikanischen Rhythmus reist, spricht das besser mit seiner Unterkunft ab, denn Hotels und Hostels schlissen kurz nach Sonnenuntergang.

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